Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
die Anbindung von Ingolstadt an das ICE- Netz der Deutschen Bahn ist immer wieder Gegenstand von Diskussionen. Dies bezieht sich sowohl auf die gewünschte Verbesserung des Angebots im Regelbetrieb, als auch insbesondere auf die abweichenden, zuweilen sehr einschneidenden Änderungen des Betriebes bei umfangreicher Bautätigkeit im Gleisbereich.
Die SPD- Fraktion stellt zu diesem Themenkreis die nachstehenden Anfragen und Anträge:
Anfrage: Welche Aktivitäten wurden während der gegenwärtigen Stadtratsperiode von der Stadt Ingolstadt unternommen, um das bestehende Angebot im ICE- Verkehr der Deutschen Bahn zu verbessern?
Anfrage: Wurde die Stadt Ingolstadt von der DB AG bei der Planung der umfangreichen Bautätigkeiten zwischen Nürnberg und München, die im Zeitraum vom 05. bis zum 26. August 2017 stattfinden werden, einbezogen? Hat die Stadt bei dieser Kontaktnahme oder auch aus eigener Initiative Anstrengungen unternommen, die während dieser Zeit vorgesehene und für Ingolstadt sehr nachteilige Betriebsabweichung des ICE- Verkehrs zu verhindern oder zumindest zu mildern?
Antrag: Die Verwaltung wirkt mit Nachdruck auf die DB AG ein, um diese für die Vorsehung eines Halts für alle ICEs der Linien 28 (München – Berlin) und 41 (München- Frankfurt u.w.), die durch Ingolstadt Hbf fahren ohne anzuhalten, zu bewegen.
Antrag: Dem Stadtrat wird laufend über die Angebotsmaßnahmen im Fernverkehr, welche seitens der DB AG für Ingolstadt vorgesehen sind, berichtet. Darüber hinaus soll ein Bericht erfolgen, inwieweit die Stadt Ingolstadt in die Planungen einbezogen wurde oder wird und wie sich die Stadt positioniert bzw. auf Änderungen einwirkt.
Erläuterungen und Begründungen:
Zu den Punkten 1 und 3:
ICE- Halte im Regelbetrieb Durch Ingolstadt Hbf fahren im Jahr 2017 an einem durchschnittlichen Werktag fahrplanmäßig 77 ICEs, davon halten 45 Züge. 32 Züge rauschen ohne Halt durch. Einen “Systemhalt Ingolstadt” gibt es nur bei der Linie 25 (München – Hamburg/ Bremen). Da einige Züge dieser Linie aber über Augsburg geführt werden, müssen die dadurch wegfallenden Bedienungen von Ingolstadt punktuell durch die Linien 28 (München- Berlin) und 41 (München- Frankfurt – Rhein/ Ruhr) übernommen werden. Die Züge der Linien 28 und 41 haben keinen Systemhalt, sondern halten höchstens bei einem Drittel der durchfahrenden ICEs.
Ein gutes Angebot umfasst, nicht nur nach den Wünschen der Reisenden, sondern auch nach der Unternehmensphilosophie der DB AG, möglichst Direktverbindungen ohne Umsteigezwänge, ein gleiches Haltemuster für alle ICE- Linien und über den Tag hinweg gleiche Abfahrzeiten. Von diesen Vorgaben wird in Ingolstadt leider abgewichen. Das Angebot ist nicht homogen und bedingt für viele Reisebeziehungen Umsteigezwänge. Der notwendige Wechsel der Linien in Nürnberg oder Würzburg bedeutet für die Reisenden Reisezeitverlängerungen von ca. 30 Minuten (von L 41 zu L 25) oder fast 60 Minuten (von L 25 zu 28).
Die Zielsetzung für Ingolstadt muss deshalb sein, dass alle durchfahrenden ICEs im Hauptbahnhof auch halten.
Das bedeutet für die betroffenen über 30 Züge eine Fahrzeitverlängerung von ein bis zwei Minuten, für die Reisenden aber erhebliche Vorteile. Ingolstadt hat, als eine in Größe und Bedeutung wachsende Großstadt, ein ausreichendes Potential für diese geforderte Verbesserung.
Von den 79 Großstädten in Deutschland sind 67 ins Fernverkehrsnetz integriert. Von diesen 67 Großstädten werden nur 9 Großstädte nicht von allen durchfahrenden ICEs bedient. Es sind dies Mühlheim/ Ruhr, Leverkusen, Solingen, Offenbach, Ludwigshafen, Fürth, Erlangen, Wolfsburg und Ingolstadt. Die Begründung hierfür ist die Nähe zu größeren Nachbarorten in Entfernungen von 3 km (LU zu MA) bis zu 23 km (ER zu N), in Wolfsburg 32 km (zu BS). In Ingolstadt beträgt die Entfernung zu München aber 81 km und zu Nürnberg 90 km. Auch daraus lässt sich eine notwendige Änderung der gegenwärtigen Bedienung ableiten. Alle Großstädte an den Linien 28 und 41 haben System- Halte im Stundentakt, außer Erlangen (s.o.) mit einem Zweistundentakt und Ingolstadt mit nur einzelnen Halten.
Zu Punkt 2:
ICE- Bedienung bei großen Bauvorhaben im Gleisbereich
Die DB AG sieht, im Gegensatz zur Bundesbahn in früheren Jahren, bei der Bündelung von Bauarbeiten an einer Strecke umfangreiche Betriebsänderungen vor. Das geht von zeitweiliger Strecken- Stillegung und Ersatz mit Bussen, über Ausfällen einiger Zugverbindungen bis hin zu umfangreichen Umleitungen. Angesichts dieser Angebotsänderungen ergeben sich ärgerliche Nachteile für die Reisenden.
Für Ingolstadt bedeutet dies im Zeitraum vom 05. bis zum 26.08. einen ersatzlosen Wegfall etwa der Hälfte der ICE- Halte, da die Linie 25 zur Gänze über Augsburg gefahren wird! Für den 08. August bedeutet dies z. B. ein verbleibendes Tagesangebot von 20 ICE- Halten, obwohl in dem genannten Zeitraum etwa 50 ICEs weiterhin durch Ingolstadt geleitet werden. Für den kritischen Bürger stellt sich nicht nur die Frage, ob die Umleitung der Linie 25 über Augsburg überhaupt oder in diesem Umfang sein muss, sondern warum es die Linie 25 mit den Systemhalten in Ingolstadt ist und nicht die Linien 28 und/ oder 41, die weiterhin über den Baustellenbereich verkehren. Warum sieht man während der Bauzeit nicht vor, alle ICEs der Linie 28 in Ingolstadt halten zu lassen, wie man dies bei ähnlicher Situation im Frühjahr diesen Jahres tat. Auch ein Sonderhalt der umzuleitenden ICE in Treuchtlingen, mit einer schnellen Verbindung nach Ingolstadt , wäre eine Lösung.
Sowenig die tatsächlichen Entscheidungsgänge der DB AG für die vorgesehenen Lösung bekannt sind, sosehr ist aber die Auswirkung auf die Bürger von Ingolstadt und Umgebung ersichtlich. Sie werden in der Urlaubs-, also Reisezeit mit gravierenden Angebotslücken von z.T. einigen Stunden rechnen müssen.
Zu Punkt 4:
Bei der sich häufenden Bautätigkeit im Netz der DB AG und den geschilderten zeitweiligen Auswirkungen auf die Bedienung von Ingolstadt, ergibt sich die nachdrückliche Forderung, dass sich die Stadt Ingolstadt massiv in die Baubetriebsplanung der DB AG einklinkt, soweit es die Belange unserer Stadt betrifft, und dass sie versucht, optimierte Lösungen zu erreichen.
Die Bedeutung der ICE- Anbindung, sowohl im Regelbetrieb als auch während vorübergehender Abweichungen, erfordert nicht nur die aktive Beteiligung bei den Gesprächsrunden der DB AG sondern auch eine entsprechende Information und Diskussion im Stadtrat.
Mit freundlichen Grüßen
gez. Achim Werner Fraktionsvorsitzender
gez. Dr. Manfred Schuhmann Sprecher des Stadtplanungsausschusses
gez. Robert Bechstädt Stadtrat
gez. Dr. Anton Böhm Stadtrat
gez. Petra Volkwein Stadträtin