Antrag der SPD- Stadtratsfraktion: Gesunde Ernährung

21. Januar 2015

Gesunde Ernährung an Kindertagesstätten und Schulen

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

die SPD-Stadtratsfraktion stellt folgenden

Antrag

  1. Die Verpflegung an Kindertagesstätten und Schulen soll neben dem „Cook-and-freeze“-Angebot künftig dezentral und regional, bestenfalls nach den Grundsätzen von Slow Food erfolgen. Das An-gebot an regionalen Produkten und die Nutzung örtlicher Anbieter werden deutlich erhöht.

  2. Die Stadt startet in Zusammenarbeit mit der Vernetzungsstelle für die Schulverpflegung Bildungs-aktivitäten, um eine gesunde und ausgewogene Ess- und Ernährungskultur an Kindertagesstätten und Schulen zu fördern.

  3. Bei künftigen Neu- und Umbauten an Schulen ist eine eigene Schulküche einzuplanen.

  4. Die Verwaltung wird beauftragt, in Zusammenarbeit mit den Ingolstädter Kindertagesstätten, Schu-len, den örtlichen Landwirten, Restaurants, Bäckereien, Metzgereien und deren Verbänden ein Kon-zept zur gesunden Ernährung zu erstellen.

  5. In allen Einrichtungen der Kinderbetreuung und Schulen wird ein pädagogischer Garten neu bzw. wieder angelegt.

Begründung

Zu Pkt. 1

Eine vitaminreiche Ernährung bietet die Grundlage für die Gesundheit unserer Kinder. Laut Gesund-heitsbericht gibt es in der deutschen Bevölkerung 6 Millionen Diabetiker und 1,2 bis 1,4 Millionen demenzkranke Menschen. Man spricht von einer deutlichen Verlagerung vom Alter in die Kindheit und Jungend. Bei Kindern nimmt die Zahl der Übergewichtigen und Diabetesbetroffenen kontinuierlich zu. Die Erkrankungen Diabetes, Demenz und Adipositas korrelieren. Die Krankheiten sind nicht zuletzt einer oft über Jahre hinweg anhaltenden Fehlernährung geschuldet.

Die derzeit von der Verwaltung favorisierten temperaturentkoppelten Systeme „Cook & Freeze“ und „Cook & Chill“ bieten keine adäquate Alternative zur frischen und gesunden Küche. Sie bieten zahl-reiche Risiken: Die Ernährung ist eintönig, die Stadt verliert ihren Einfluss auf die Qualität des Essens und die Preisgestaltung und macht sich langfristig abhängig. Die Kinder werden zu reinen Kon-sumenten, ein Lerneffekt ist nicht vorhanden.

Damit die Qualität der Schulnahrung langfristig verbessert wird, soll die Versorgung durch regionale Anbieter erhöht werden. Der Markt für Schulverpflegung darf nicht allein in den Händen einzelner Anbieter bleiben. Dies ist bei allen künftigen Vertragsabschlüssen zu berücksichtigen. Schulen und Kindertagesstätten sind bei der Suche nach Alternativen zu unterstützen.

Zu Pkt. 2

Schon im Kindesalter sollte Wissen über eine gesunde und ausgewogene Ernährung vermittelt wer-den. So wird der Stellenwert eines gesunden Essens bereits bei den Kleinsten früh “anerzogen“. Ernährungs- und Gesundheitsbildung sind essenzielle Lernfelder. Insbesondere dann, wenn Ge-sundheitskompetenzen nicht oder unzureichend im Elternhaus vermittelt werden können. Auch aufgrund der heutigen, am Arbeitsmarkt vorherrschenden Bedingungen ist Essen in Familien zeitlich sehr unterschiedlich geregelt. Kochen besteht oft nur noch aus Warmmachen von gefrorenen Fertigprodukten. Die Regale von Tiefkühlkost in den Supermärkten sind ein Spiegel davon. In den Kantinen wird meist zu fett und zu kohlehydratreich gekocht und oft auf Fertigprodukte aus der In-dustrie zurückgegriffen. Kochen als Kulturgut wird auch in den meisten Schulen nur am Rand und sehr unzureichend behandelt. Deshalb ist es wichtig, den Unterricht speziell mit dem Thema praktischer Umgang mit Ernährung und Gesundheit altersgerecht mit verschiedenen Bildungsaktivitäten zu erweitern. Dazu setzt sich das Referat IV - Kultur, Schule und Jugend gemeinsam mit dem Referat VIII - Gesundheit, Klimaschutz und Umwelt mit der Vernetzungsstelle für Schulverpflegung in Verbindung, um geeignete Schritte zu ergreifen, die das Thema „gesunde und ausgewogene Ess- und Ernährungskultur“ zusätzlich in den Unterricht integrieren.

Zu Pkt. 3

Die Essensversorgung an Schulen darf in Zukunft nicht mehr unter räumlich unzureichenden Bedin-gungen erfolgen. Beschränkungen bei der Essensausgabe und Versorgung verursachen Zeitdruck und unnötige Wartezeiten. Speiseräume an Schulen dürfen in Zukunft nicht mehr zu klein geplant werden. Es sollen künftig auch Möglichkeiten geschaffen werden, die das gemeinsame Kochen und Essen an allen Schulen fördern.

Im Zuge der Ganztagsschule verbringen viele Kinder meist einen großen Teil des Tages in der Schu-le. Deshalb ist es wichtig, genügend Raum für die Essensaufnahme sowie eine angenehme Aufent-haltsatmosphäre ohne Zeitdruck und Stress zu schaffen.

Zu Pkt. 4

Gerade in Zeiten industrieller Lebensmittel ist es wichtig, dass sich die Kommunalpolitik dem Thema gesunder Ernährung an Kitas und Schulen widmet. Dazu gehört es auch, die Bürger unserer Stadt, insbesondere Kinder und Jugendliche, über die Produktion der heutigen Lebensmittel und Inhaltsstoffe ausreichend aufzuklären und zu informieren. Neben der Durchführung von Veranstaltungen, Projekten und Beratung ist es sinnvoll, in Kooperation mit den Fachleuten auf dem Ernährungssektor eine intensive Aufklärungsarbeit zum Thema „gesunde Ernährung“ zu leisten.

Kinder und Jugendliche sollen den Umgang mit Lebensmitteln nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch erfahren und die dazugehörigen Informationen über Produktion und Verarbeitung erhalten.

Beispiele hierfür könnten u.a. sein: Aktionstage auf dem Bauernhof, in Großküchen und lebensmittel-verarbeitenden Betrieben, Geschmacksschulungen (Sensorik), Vorträge über entsprechende Berufs-bilder, praktische Workshops, usw.

Zu Pkt. 5

Viele Kinder wissen nicht mehr, wie Obst, Gemüse und Kräuter wachsen. Sie kennen diese nur aus dem Supermarktregal. Kenntnisse und der Umgang mit unseren natürlichen Lebensgrundlagen können deshalb nicht mehr ausreichend vermittelt werden. Dabei spielt der pädagogische Umgang mit Lebensmitteln eine besonders wichtige Rolle.

Mit einem Garten in Kindertagesstätten und Schulen wird unter pädagogischer Begleitung spielerisch theoretisches und praktisches Wissen über den Anbau und Umgang mit Obst und Gemüse eigen-ständig erlernt.

Langfristiges Ziel ist deshalb die flächendeckende Planung von Schulgärten und Schulküchen. Die Ganztagsschule schafft ideale Voraussetzungen, Kindern auf diese Weise etwas über Lebensmittel und eine gesunde Ernährung beizubringen.

Mit freundlichen Grüßen

gez.
Achim Werner
Fraktionsvorsitzender

gez. Veronika Peters Stadträtin

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