„Wir steuern in Ingolstadt auf einen gewaltigen Hausärztemangel zu“, so die Kernaussage des Vortrages von Dr. Christoph Spaeth, Anästhesist, Notarzt und Landtagskandidat der SPD bei einer Veranstaltung des Ortsvereines Ingolstadt-Nordost am gestrigen Donnerstag, zu der der OV Vorsitzende Can Devrim Cum geladen hatte. Derzeit arbeiten noch sieben Hausärzte im Alter von über 70 in Ingolstadt, da diese keinen Nachfolger finden. Des Weiteren sind in der südlichen Region um die Stadt Ingolstadt 12,5 Hausarztsitze unbesetzt. Hier besteht bereits ein Versorgungsmangel, der sich auf die gesamte Region 10 auswirkt. Die Gründe liegen zum einen an den gesellschaftlichen Veränderungen, zum anderen an der mangelnden Attraktivität des Berufsbild „Hausarzt“. Als kurzfristige Lösung schlägt Dr. Christoph Spaeth vor, dass die Stadt Praxisniederlassungen fördert durch z.B. günstige Mieten, Bauplätze und Garantien bei der Kinderbetreuung. „Leider glaubt unser Oberbürgermeister Dr. Christian Lösel, dass Ingolstadt so attraktiv ist, dass die Verwaltung nicht tätig werden muss und die Ärzte von selbst kommen, wie kürzlich in einem Interview in der Zeitschrift KVB-Forum nachzulesen war.“ so Dr. Christoph Spaeth. Ebenso ist es wichtig, dass sich das Klinikum Ingolstadt endlich an einer Verbundweiterbildung für Allgemeinmediziner beteiligt (Organisierte Weiterbildung zwischen Kliniken und Praxen), die ansonsten flächendeckend in Bayern angeboten wird. Davon würde die gesamte Region profitieren, da die Möglichkeit besteht Ärzte langfristig zu binden. Eine Erhöhung der Medizinstudienplätze hält der Anästhesist nicht für sinnvoll. Wir haben genug Ärzte in Bayern. Eine Auswahl über die Abiturnote sagt leider nichts über die spätere Qualifikation aus, wir brauchen hier andere Vergabekriterien. Außerdem muss der Fokus im Studium mehr auf die Allgemeinmedizin gelegt werden, um heranwachsenden Medizinern dieses spannende Berufsfeld schmackhaft zu machen. Hier ist auch die Landes- und Bundespolitik in der Pflicht, den Hausarzt zu stärken, denn die Bevölkerung braucht einen verläßlichen Ansprechpartner in der primärärztlichen Versorgung. „Ich persönlich bin davon nicht betroffen“, so Dr. Christoph Spaeth zum Ende der Veranstaltung, „denn ich habe meine Hausärztin geheiratet“ fügt er mit einem Augenzwinkern hinzu.