Die SPD-Fraktion stellt folgenden
Antrag:
Die Verwaltung wird beauftragt, einen Reflexionsprozess über die 1998 errichtete Mahn- und Gedenkstätte in Gang zu setzen, notwenige Ergänzungen bzw. Änderungen zu überprüfen und insbesondere auf die Erweiterung des Textes auf den Blauen Stelen hinzuwirken.
Begründung: Die Mahn- und Gedenkstätte für die Opfer und Verfolgten des Nationalsozialismus und die Toten der Weltkriege im Luitpoldpark mit seinen Erinnerungsorten in der Stadt und der im Stadtmuseum eingerichteten zeitgeschichtlichen Dokumentationsstelle sind eine nach wie vor beeindruckende Leistung, die nicht hoch genug geschätzt werden kann.
In den rund 15 Jahren seit der Errichtung hat sich allerdings einiges geändert. Einerseits die Stadtbevölkerung – sie ist angewachsen und hat sich in ihrer Zusammensetzung verändert¸ viele Menschen sind neu zugezogen. Zudem stellen 15 Jahre eine halbe Generation dar. Der demographische Wandel tut ein Übriges. Daher muss von einer Veränderung im Wissen um die zeitgeschichtlichen Zusammenhänge ausgegangen werden. Andererseits hat man Erfahrungen im Umgang mit den diversen Bestandteilen der Mahn- und Gedenkstätte gesammelt. Eine Reflexion des damaligen konzeptionellen Zugangs wie auch der Aussagekraft der einzelnen Bestandteile erscheint deshalb mehr als angebracht. Insbesondere sind informative Ergänzungen ins Auge zu fassen.
Als Beispiel seien die blauen Stelen im Luitpoldpark, in der Stadt und am Auwaldsee angeführt.
Die Stelen dienen dazu, an die wesentlichen Opfergruppen zu erinnern. Bezüglich des Konzepts ist in der Dokumentation von 1998/99 zum Denkmal von Dagmar Pachtner („Mahnmal Erinnerungsorte Museum Die Realisierung) Folgendes zu lesen: „ (...) in den Portraitfotos (…) wird der Betrachter (…) mit dem Bild eines Menschen konfrontiert. Spontanes Mitfühlen kommt schnell zustande, auch Neugierde, doch um Näheres zu erfahren, sind Eigenaktivitäten notwendig.“ (Die Unterstreichung wurde hinzugefügt.)
Mit „Eigenaktivitäten“ ist gemeint, dass Interessierte ins Stadtmuseum gehen und sich in den so genannten „Lebensbüchern“ in der Dokumentationsstelle Auskünfte über die historischen Zusammenhänge in Ingolstadt und das Schicksal der Menschen, deren Portraits aufleuchten, holen sollen.
Zweifel, ob das Konzept an dieser Stelle aufgehen könnte, ob es nicht zu „kopflastig“ ist, bestanden von Anfang an. Diese Skepsis hat sich bestätigt, durch eigene Beobachtungen und durch die Vergewisserung bei der Museumsleitung.
Man muss den Schluss ziehen, dass das Konzept an dieser Stelle nicht aufgegangen ist und einer Nachbesserung bedarf. Menschen, die sich für die in den Blauen Stelen dokumentierten Opfer interessieren, sollten an Ort und Stelle und nicht erst nach einem aufwändigen Gang ins Museum eine zufriedenstellende Auskunft darüber bekommen, wer der Mensch ist, dessen Porträt zu sehen ist.
Wir beantragen deshalb eine Erweiterung des Textes zumindest um die Namensnennung, eventuell auch um weitere Informationen.
Der DGB hat übrigens bereits vor langem die Initiative ergriffen und den Informationsmangel auf der dem Gewerkschafter Georg Oberhäußer gewidmeten Stele behoben, indem man am Gewerkschaftshaus eine Tafel mit den fehlenden Daten anbringen ließ.
Auch die anderen Bestandteile der Mahn- und Gedenkstätte sind daraufhin zu überprüfen, ob die vorhandenen Informationen ausreichen und sich die konzeptionellen Überlegungen dem Besucher erschließen.
In diesem Sinne ist mit der Künstlerin Dagmar Pachtner wie auch mit den Vertretern der „Initiative der Mahn- und Gedenkstätte“ Kontakt aufzunehmen, ein offener kommunikativer Prozess in Gang zu setzen und nach Lösungen zu suchen.
Mit freundlichen Grüßen
gez. gez. Gudrun Rihl Dr. Manfred Schuhmann SPD-Sprecherin Kultur- und Schulausschuss des Kultur- und Schulausschusses